Samstag, 28. August 2010

Abenteuer in der Boy-Go-Go-Bar

Mein Zeitungs-Boss in Pattaya hatte eines Tages die seltsame Idee, ich könnte doch mal einen knallharten Report über eine Boy-Go-Go-Bar schreiben. Wie stellt der sich das vor? Ich bin doch nicht schwul!

"Immer nur Reportagen aus Lady-Bars, das langweilt unsere Leserschaft allmählich", meinte er.

Nun gut, nachdem er mir ein Extra-Bonus-Honorar angekündigt hatte, ergab ich mich seufzend in mein Reporter-Schicksal.

So gegen 20 Uhr ziehe ich los.
Nun aber nix wie rein ins Männerparadies.
Mir fällt auf, dass in diesem speziellen Viertel nur Jungs in den Restaurants bedienen. Ziemlich ungewöhnlich hier in Pattaya.
An den Tischen sitzen ältere Farangs mit jüngeren Thai-Boys und essen Bratkartoffeln, Schnitzel und Tomatensalat. Ich bestelle das auch.
Mit vollem Magen kann man besser knallhart recherchieren.
Was mir auffällt: So ganz perfekt passen die Tattergreise und die gertenschlanken Boys eigentlich nicht zusammen. Rein optisch.
Bei den älteren Herren und den jüngeren Damen kommt einem der Kontrast mittlerweile ja fast schon normal vor. Die Macht der Gewohnheit.

Ich also mit zwei Bier und viel Schnitzel im Bauch raus auf die Straße und rein in die erstbeste Boy-a-Go-Go. Ein sehr höflicher junger Mann mit viel Gel im Haar nimmt mich in Empfang. „Ich mag deine Zunge.“
Mir wird schon ganz anders, doch dann kapiere ich, dass er bloß die Rolling-Stones-Zunge auf meinem T-Shirt meint. Dann läuft mir der Angstschweiß in den Nacken, denn nun stehe ich vor einer Tanzfläche, auf der sich sieben junge Boys in weißen Unterhosen räkeln. Man geleitet mich zu einem Barhocker, das kenn ich alles aus dem Effeff von den Lady-Go-Gos, nur dass hier im Halbdunkel Farangs mit jungen Männern herumknutschen.
Die Jungs in ihrer Calvin-Klein-Unterwäsche verbiegen sich an den Stangen, die Musik ist etwas schwülstiger als in anderen Bars, und mit dem Bier kriege ich auch gleich einen Flirtpartner serviert. Das hat mir gerade noch gefehlt – aber: Ich soll ja knallhart recherchieren. Also ran an den Knaben.

Zuerst das Übliche: „What your name?“ und so weiter, dann stell ich ihm die Schlüsselfrage: „Sag mal Koi (das ist sein Spitzname), wieso bist du eigentlich so geworden?“
„Wie so?“
„Ja, ich meine, dass du nur Männer magst.“
„Nee“, antwortet der Knabe. „Ich bin nicht schwul. Ich mag Mädchen. Bin nur zum Geldverdienen hier.“

Donnerwetter – da hätten wir doch schon mal eine echte Info. Jetzt mach ich auf schwul und frage ihn, ob er mir einen echten Gayboy schicken kann.
„Klar kann ich das“, lispelt er, haut mir aufs Gesäß und verschwindet hinter einem Vorhang, der die Klos verdeckt.

„Kopp khun kaa!“ rufe ich ihm schwul hinterher.

Zwei Minuten später hockt Tom neben mir – ein echter Ladyboy.
Ich stelle ihm dieselbe Frage: „Warum bist du eigentlich so geworden?“
„You first order me drink?“
Na gut. Endlich tischt er mir seine Story auf.

„Als ich 16 Jahre alt war, bin ich am Strand vergewaltigt worden. Seitdem bin ich so.“
Er guckt ganz traurig.
„Warum bist du denn nicht weggelaufen?“

Er runzelt die Stirn.
„Weglaufen? Wie denn? Mit Stöckelschuhen ist das nicht so einfach.“

Ich befürchte, der ist nicht ganz dicht – oder er hat meine Frage falsch verstanden.
Die Bedienung (natürlich auch ein Kerl – im kurzen Sporthöschen) will gleich Bares sehen. Ich taste nach meinem Portemonnaie und bemerke, dass meine Gesäßtasche leer ist. Das war garantiert dieser Mist-Koi, der vorhin meinen Hintern betatscht hat.
Ich also runter von meinem Hocker und rein ins Männerklo.
Koi zählt gerade die frischen 1000-Baht-Scheine durch, und sein Gesicht erstarrt, als er mich wie einen Rachedämon in der Klotür stehen sieht.

„War nur Spaß, war nur Spaß!“ lacht er und wirft mir die Geldbörse rüber. Jetzt bin ich dran mit zählen, und siehe da – 2000 Baht fehlen. Ich will ihm gerade ans Fell, als ich eine Riesenpranke auf meiner rechten Schulter spüre. Die gehört einem Rausschmeißer und der steht vermutlich nicht auf Jungs, sondern auf Kraftmaschinen.
„Was ist hier los?“

Ich erkläre ihm den Sachverhalt, danach erzählt ihm Koi seine Version auf Thai. Schließlich lacht der Bodybuilder, haut mir kräftig auf die Schulter und kommt mit einem Kompromiss rüber.
„Ich weiß nicht wer lügt – also machen wir ein Spiel. Mister Tiao, wenn du in weißer Unterwäsche auf der Bühne tanzt – nur einen Song – zahlt dir Koi 2000 Baht. Ansonsten ist die Kohle futsch.“

Innerlich koche ich vor Wut, weil ich sehe, wie sich Kois Knabenvisage zu einer lächelnden Grimasse verzerrt. Der Junge denkt natürlich, dass ich nicht den Mumm habe, mich in diesem Männerpuff öffentlich zu entblößen. Da hat er sich aber verrechnet. Erstens bin ich leicht angeheitert, und zweitens kennt mich hier doch sowieso keine Sau.
Ich also raus aus meinen Klamotten und rauf auf die Bühne in meiner Schießer-Unterhose. Die Boys lachen sich kaputt, klatschen im Takt zu meinen tänzerischen Verrenkungen und verpassen mir kleine Klapse auf den Hintern. Alles halb so wild.
Im Blitzlichtgewitter der Scheinwerfer verfalle ich beinahe in eine Art Tanz-Ekstase und sehe nur aus den Augenwinkeln, dass neue Gäste durch die Tür kommen.

„Mensch Tiao, was machst du denn da?“ brüllt einer quer durch den Raum.

Mein Herz rutscht mir vor Schreck in die Unterhose: Da steht mein Kumpel Rolf Bücker aus Pattaya – und Heinz, Dieter, Erwin – die ganze Skatrunde!
Da ich schlecht im Boden versinken kann, verlasse ich fluchtartig die Bühne und haste zurück aufs Klo.
Naja – ist der Ruf erst ruiniert, lebt’s sich richtig ungeniert.

Nachher hab ich den Jungs also die ganze Story gebeichtet – und diese Mistkerle hatten auf meine Kosten einen richtig lustigen Abend.

„Aber – was wollt ihr eigentlich hier?“ frage ich endlich.
„Nur so aus Interesse“, sagt Dieter. „Wir haben doch sonst schon alles gesehen hier in Pattaya.“
Und Koi, der eigentlich ein ganz netter Kerl ist, gab mir schließlich sogar die 2000 Baht zurück.
Ich sag euch: Ganz schön anstrengend so ein Rentnerleben hier im Ferienparadies.

Also dann, bis die Tage
Euer Tiao

Dienstag, 17. August 2010

Tiao trifft den Pattaya-Detektiv

Detektiv Khun Nick arbeitet in Pattaya. Seine Auftraggeber: Einsame Männer, die sich während ihres Urlaubs in ein niedliches Thai-Girl von der Bierbar verliebt haben. Manch treuherziger "Liebeskasper" überweist seiner neuen Freundin nachher viel Geld aufs Konto - in der Hoffnung, dass sie sich nicht mit anderen Freiern einlässt. Der Einsatz lohnt sich nicht immer, denn einige Barmädchen sind gerissen und haben gleich mehrere Gönner an der Angel. Hier kommt der Pattaya-Detektiv ins Spiel. Er kennt das Milieu und hält die Geschöpfe der Nacht auf seinen Streifzügen im Auge
Doch Nicks Job beschränkt sich nicht auf das Beobachten treuloser Barfrauen. Zusammen mit dem thailändischen Polizisten Chatchai arbeitet er auch an der Aufklärung eines Mordfalls, in den möglicherweise mehrere Ausländer ("Farangs") verwickelt sind.

Ob es sich bei diesem “Nick” um eine reine Romanfigur oder um einen realen Ermittler handelt – dieser Frage ging ich in Pattaya nach:

Also echt - gestern saß ich an einer Bar zwischen einem Haufen Farangs, die alle trübsinnig auf ihre Bierflaschen starrten. Über dem Tresen
war ein Schild aufgehängt: "FREE BEER TOMORROW!"
Das waren alles Gäste, die das Schild gestern gelesen hatten. Und jetzt waren sie die Doofen. Denn auf die Frage: "Gibt es heute das Freibier?" antwortete die Chefin bloß: "Kannste nicht lesen? Free beer tomorrow!"

Echt, eine gute Idee, um die Barhocker mit Gästen zu bevölkern.
Aber jetzt mal unter uns: Die vielen "echt" in dieser Einleitung sollten euch, liebe Leser, ja bloß auf das Thema meiner Recherche in dieser Woche vorbereiten. Als Pattaya-Reporter weiß man natürlich, dass hier im Seebad nicht alles echt und wahr ist, was einem da so über den Weg läuft:
Damen sind keine Damen, BOSS-Hemden sind kopiert, Songs von Bon Jovi sind auch nicht echt, aber bisweilen ganz gut nachgesungen, französische Parfüms, die man am Strand kauft, sind originalverpackt, wurden aber trotzdem in irgendeiner Giftküche in Hongkong destilliert, die Brüste von Sanom an der XXL-Bar sind auch nicht ganz echt.

Wie soll man da den Überblick behalten?
Hier ein paar Tipps: Wenn das Hemd kratzt, ist es nicht von BOSS.
Wenn das rasierte Kinn der Dame kratzt, ist es keine Dame.
Und wenn man nach Besprühen mit "echtem CHANEL-Parfüm" die Krätze kriegt, dann war es bestimmt kein Pariser Duftwasser.

Es gibt aber sogar Leute, die behaupten, ich - Tiao - wäre nur eine "Kunstfigur". So eine unverschämte Frechheit!
Superman und Micky Maus - das sind Kunstfiguren. Aber mich gibt es wirklich nur in echt.
Letzte Woche unterhielt ich mich mit Khun Nick, dem Pattaya-Detektiv über dieses Thema, und siehe da:
Der Nick leidet auch darunter, dass die Leute ihn für eine reine Romanfigur halten.

"Andererseits, lieber Tiao, ist es natürlich ganz nützlich, wenn man mich hier vor Ort nicht wirklich kennt."

"Weil du immer die Mädchen an den Bars beobachten musst, incognito?"

"Genau. Wäre doch schön dämlich, wenn mich hier Hinz und Kunz kennen würden."
Im selben Moment stolzieren zwei Barladies vorbei, knappe pinkfarbene Tops, superkurze Minikleidchen, und grinsen in unsere Richtung.

"Hallo Khun Nick, hallo Tiao!"

Da wär mir aber beinahe die Singha-Bierflasche im Hals stecken geblieben.

"Woher kennen die uns denn? Von wegen incognito!"

Als wir ausgetrunken haben, gehen wir noch die Soi 8 runter und wieder werden wir kackfrech beim Namen genannt.
"Hallo Tiao, hallo Nick!"

"Jetzt muss ich aber mal nachhaken, wieso die uns kennen", brummt Nick und geht schnurstracks auf eine der Ladies zu.
"Sorry, woher kennen wir uns denn?" fragt er die Dame.

Sie lacht und deutet auf eine Art Steckbrief, der neben dem Räucherstäbchenaltar festgetackert ist. Und darauf erkenne ich tatsächlich unsere beiden Visagen und als Zugabe folgenden Text:

VORSICHT SPITZEL!!
1) Khun Nick beobachtet fleißige Barfrauen bei ihrer körperlichen Tätlichkeit und verrät sie dahn gegen Bahrgeld an frühere Lipphaber.
Wenn er kommt, nix zu trinken geben!

2) Khun Tiao fragt treuherzige Bahrdahmen aus und verdreht ihre Geschichten zu dämlichen Stories fuer eine Pattaya-Zeitung. Wenn er kommt, nix zu tringen geben und vor allem: Schnautze halten!

"Das ist ja ein starkes Stück", mault Nick. "Ab sofort können wir uns nirgends mehr blicken lassen."

"Wer da wohl hinter steckt? Hast du eine Ahnung, Nick?"

"Möglich, dass wir irgendwem auf den Schlips getreten sind. Die Rechtschreibfehler weisen eher auf eine thailändische Urheberschaft hin. Ich frag mal die Boom, wer die Plakate hier überall aufgehängt hat."

Nach zwei Minuten kommt er grinsend zurück.
"Das war mal eine einfache Recherche. Zwei Ladyboys aus einer Ladyboy-Go-Go haben die Steckbriefe heute Mittag hier aufgehängt. Und vor drei Wochen habe ich wirklich einen Ladyboy mit einem Farang fotografiert. Er ging über Nacht mit ins Hotel, obwohl er seinem Stammkunden, das war mein Auftraggeber aus der Schweiz, ewige Treue geschworen hatte. Danach war der Geldhahn natürlich zu."

"Da läuft also der Hase lang. Na ja, ich hatte auch mal eine Story im Blatt - da bin ich von einem Ladyboy beklaut worden. Vielleicht arbeiten die beiden im selben Etablissement."
"Lass uns am Abend mal hingehen und die Sache klären", schlug Nick vor. "So ein schwelender Konflikt bringt doch nur Ärger."

Kurz nach acht betreten wir also die Ladyboy-Go-Go. Auf der Bühne halten sich vier unechte Damen an den Chromstangen fest, und über dem Kassierer hängt das bekannte Plakat.
Unser Besuch spricht sich wie ein Buschfeuer in dem Laden rum. Wir sitzen kaum, da bitten uns die Plakatkleber schon in ein schummriges Nebenzimmer, in dem außer einem klapprigen Bett nur ein Beistelltisch steht, auf dem zwei Kondomschachteln und eine Rolle Klopapier bereitliegen. Ich könnte wetten, dass dieser Raum normalerweise nicht als Konferenz-Zimmer benutzt wird, halte aber vorsichtshalber die Klappe.

"Machen wir's kurz", beginnt Nick das Gespräch. "Ich hab ganz gute Kontakte zu einem thailändischen Rechtsanwalt. Wir könnten euch anzeigen."

"Weshalb?" flüstert der Größere der Ladyboys, der sich als Schmuck eine unechte Ray-Ban-Sonnenbrille ins Haar gepflanzt hat.

"Weshalb?" brüllt Nick. "Wegen Verleumdung, Geschäftsschädigung und übler Nachrede! Das kann teuer werden."

Die beiden Kleber stecken die Köpfe zusammen und scheinen sich zu beraten.
"Für mich schon teuer genug gewesen, dass du mich an Freier verraten!" bellt der Ray-Ban-Typ zurück.

"Ja, tut mir leid. Mein Job...", erwidert Nick und zuckt mit den Schultern.

"Wie wär's mit einem Vergleich?" schlägt Pong, der zweite "Mann" vor. "Ihr kauft uns die restlichen Plakate ab, und wir entfernen die Geklebten von den Bars."

"Preisvorstellung?” frage ich.

"Sind noch 1000 Steckbriefe da - für 10 Baht das Stück, macht 10.000 Baht."

"Zu teuer", winkt Nick ab.

Am Ende einigen wir uns aber auf 6000 Baht. Zu zweit wuchten wir die Plakate aus dem Hinterzimmer.

"Immer noch billiger als den Beruf zu wechseln", bemerkt Nick erleichtert. "Hab nämlich keine Lust, als Nachtwächter in irgendeinem Condominium zu enden."

"Wieso heissen die eigentlich Kondom-minium?"

"Mir ist nicht nach Scherzen zumute", stöhnt der Detektiv. "Lass uns lieber die Plakate so schnell wie möglich verbrennen."

Das geschah dann auch - in dunkler Nacht auf dem Abfallberg am Pattaya-Beach.
Womit bewiesen ist: Uns beide gibt es wirklich. Denn so eine glaubhafte Story kann sich doch kein Mensch ausdenken -
nicht mal

Euer Tiao

Sonntag, 15. August 2010

Phantom Uwe

Eine wahre Geschichte

Von Klaus Sebastian


Als Tourist ist man in Pattaya schnell überfordert. Nicht nur in der Hauptsaison drängen sich Gäste aus aller Welt durch hunderte von verstopften, fußballfeldgroßen Bier-Bar-Plazas. Auch die Zahl der Restaurants, die Spezialitäten aus aller Welt darbieten, ist kaum zu beziffern. Wer durstig ist oder wen es nach schwäbischer, laotischer oder kanadischer Kost gelüstet, der lässt sich deshalb gern von einem Einheimischen beraten.
Als ich Uwe an einem Oktoberabend an einer Bar kennenlernte, zeigte das Thermometer auf 33 Grad und ich verspürte eigentlich wenig Lust auf Gulasch mit Knödeln. Doch er beharrte darauf - dieses Gasthaus sei ein Geheimtipp, und im Übrigen sei er ja selbst Inhaber und Koch in einer Person.
Ins Gespräch gekommen waren wir, weil meine Augen sich nicht von seinem schicken silber-schwarzen Honda-Phantom-Motorrad lösen wollten. Er informierte mich sogleich über die technischen Daten der Maschine und nannte mir die Adresse eines Thai, der genau dieses Modell vermietete.
„Mensch, dann komm doch morgen Mittag vorbei. Da koch ich Gulasch, schmeckt wie daheim. Ich hab einen Metzger an der Hand, der besorgt mir das beste Fleisch!“

Uwe lebte schon seit sechs Jahren in Pattaya. Er wusste, wie und wo etwas läuft, und ich als blutiger Neuling war dankbar für jeden Hinweis. Unsymphatisch war er mir ohnehin nicht. Sein lustiger bayrischer Dialekt schlug unüberhörbar durch; der Akzent war aber nicht so urig, dass man einen Dolmetscher gebraucht hätte. Als angenehm empfand ich auch, dass Uwes Vorrat an Anekdötchen unerschöpflich schien. Er quasselte und schwadronierte, erzählte von den Macken der Thais, von seiner thailändischen Frau und von seinen zahlreichen Seitensprüngen - hauptsächlich davon. Geduldig ließ ich diesen endlosen Redestrom über mich ergehen. So musste ich mir praktischerweise keine eigenen Gedanken machen – schließlich war ich zur Erholung hier – und konnte in aller Ruhe das Treiben der Barmädels im Auge behalten. Um ehrlich zu sein: Uwes wahre oder erlogene Geschichten fand ich durchaus amüsant; er war ein begabter Erzähler, der mir einen unterhaltsamen Abend bescherte.

Während sein Habichtblick die Güteklasse der weiblichen Belegschaft jenseits des Tresens abschätzte, brüstete er sich mit einer seiner Bettgeschichten.
„Einmal Uwe, immer Uwe, sagen die Mädels, wenn sie meine Qualitäten kennengelernt haben.“ Er lachte und nahm einen Schluck aus der Chang-Pulle. „Jedenfalls, an dem Abend hatte ich mich mit einer kleinen Eroberung im Hotelzimmer eines Kumpels amüsiert. Mein Gott, ich bin zwar verheiratet, aber manchmal brauch ich das eben. Guck dich doch mal hier um – zu viele Versuchungen, verstehst du?“
Ich verstand ihn nur zu gut. Eine Kleine aus Korat mit Stupsnase und einem niedlichen Silberblick hypnotisierte mich schon seit einer halben Stunde. Jetzt kicherte sie mit ihren Kolleginnen und schaute dann wieder schmachtend in meine Richtung.
„Gegen elf hab ich die Kleine zu ihrer Unterkunft gebracht und bin dann nach Hause. Und jetzt rat mal: Meine Frau stand schon mit dem Kleiderbügel hinter der Tür! Wollte mich verdreschen. Die riecht sowas. Keine Ahnung, muss wohl Intuition sein. Ich nehme ihr also den Kleiderbügel ab, sie keift und kreischt – ist sonst ein ruhiges Mädel, aber wenn sie eifersüchtig ist, kann es gefährlich werden. Dann, im Eifer des Gefechts, zieht sie mir die Hose runter, dann die Unterhose und schnüffelt an meinem Prachtstück rum. Kein Scherz! Auf so eine Idee würde eine deutsche Frau doch nicht kommen, oder?"

Ich muss wohl ziemlich erstaunt aus der Wäsche geguckt haben, denn er schwört nun, das sei die reine Wahrheit.
„Das macht die wirklich.“
„Und, wie ist diese Riech-Inspektion ausgegangen?“
Er lacht und zwinkert einer der Bar-Ladies zu.
„War ja nicht das erste Mal, dass sie so eine Aktion startet. Also hab immer frische Unterwäsche und Seife dabei, wenn ich mal auf Montage gehe. Kein Geruch, keine Indizien!“
Er grinst spitzbübisch und prostet mir zu.
„Also kommst‘ morgen zum Gulasch, okay?“
„Alles klar.“
Wir zahlen, er schwingt sich auf seine Phantom und braust mit dem erhobenen Daumen im Wind davon.


Sein Bayernstübl lag in einer Nebenstraße. Allein hätte ich nie dahingefunden. Uwe kam aus der Küche, wischte sich die Hände an der blauweißen Schürze ab und begrüßte mich überschwänglich.
„Grüß Gott, alter Saupreiss!“

Dann stellte er mich seiner Frau vor, die mir schüchtern die Hand reichte. Sie hatte nichts von jener Furie, die Uwe mir am Vorabend ausgemalt hatte. Am Nebentisch saßen bereits einige Stammgäste, die sich mit gutem Appetit über die üppigen Gulaschportionen hermachten.
Im Laufe meiner Ferien traf ich Uwe und seine Frau Gäo noch mehrere Male wieder. Er hatte wirklich Glück mit seiner aus Buriram stammendenThai. Sie war eine fleißige, ernsthafte Frau, und sie tat mir ein wenig leid, weil sie an so einen schlitzohrigen Butterfly-Farang geraten war.


Circa elf Monate später trieb ich mich wieder am Golf von Thailand herum. Als ich Uwe am Morgen in seiner Kneipe besuchte, war ich von seinem Anblick einigermaßen schockiert. Unter seinen Augen hingen schwere Tränensäcke, seine Nase war leicht angeschwollen und violett gefärbt, seine Haare wucherten fettig über den Hemdskragen. Da er um elf Uhr morgens schon vor seiner Chang-Flasche saß, lag die Diagnose nahe: Uwe hatte ein massives Alkoholproblem. Er begrüßte mich fröhlich, und ich orderte aus alter Freundschaft auch ein Bier. Offensichtlich hatte er der altbekannten Wirtshausbetreiber-Versuchung nicht widerstehen können, schon in aller Herrgottsfrühe mit den Gästen um die Wette zu zechen. Wenn daraus eine Gewohnheit wird, endet man bald wie Uwe – verwahrlost und alk-abhängig.

Seine Frau sei bei ihrer Familie in Buriram, erzählte er.
„Nun habe ich sturmfreie Bude!“ Er erzählte mir prahlerisch von seinen neuesten Bettgelagen, doch seine Geschichten kamen mir nun übertrieben und zotig vor. Es steckte keine Ironie, kein Humor mehr darin. Uwe hatte sich offensichtlich in einen billigen Aufschneider verwandelt, der seine Zuhörer nervte und anödete. Die klebrigen, tagealten Flaschenbodenränder auf der blauweißen Plastiktischdecke verrieten mir, dass es anscheinend auch mit seinem Lokal steil bergab ging.
„Meine neue Bettmaus schläft jetzt hier, solange meine Frau nicht da ist“, brabbelte er und richtete seinen glasigen Blick auf mich.
„Und die Nachbarn – hast du keine Angst, dass da jemand quatscht?“
„Ach Unsinn.“
Er zeigte mit Stinkefinger zur Eingangstür.
„Die halten dicht. Die mögen mich. Und diejenigen, die mich nicht mögen, haben Schiss. Ich hab jetzt nämlich beste Verbindungen zur Unterwelt, ob du’s glaubst oder nicht!“
Ich wusste nicht, ob ich das glauben wollte. Wie gesagt, er ödete mich an und es bedrückte mich, mit ansehen zu müssen, wie schnell der Alkohol einen vormals sympathischen Menschen deformiert hatte. Ich trank mein Bier aus, verabschiedete mich traurig und musste mir eingestehen, dass ich auf ein Wiedersehen keinen besonderen Wert legte.
Dennoch traf ich Uwe wieder – genau zweimal.

Ungefähr eine Woche nach dem Besuch in seinem Stübl sah ich ihn an seiner Stamm-Bar wieder. Seine makellos blitzende Honda-Phantom hatte er in unmittelbarer Nähe aufgebockt. Ich überlegte noch, ob ich mich unauffällig verdrücken sollte, doch er hatte mich bereits entdeckt. Er schlug mir zu kräftig auf die Schulter und bestellte zwei Chang. Alles an ihm wirkte nun übertrieben und aggressiv – seine Gesten, seine Sprüche, seine Geschichten. Von der Story, die er mir an diesem Abend auftischte, glaubte ich kein Wort. Wie sich später herausstellte, war das ein Fehler.
„Leider hattest du Recht“, lallte er nun.
„Wieso?“
„Nun, eine Nachbarin hat tatsächlich gequatscht. Hat meiner Frau alles erzählt von meiner heimlichen Geliebten, verstehst du?“
„Oh Gott. Und jetzt ist die Kacke am dampfen, was?“
„Na klar. Gäo ist mit dem Messer auf mich los. Und jetzt ist sie wieder bei ihrer Family. Schöne Scheiße. Aber diesem Miststück, das sein Maul nicht halten konnte, der hab ich es heimgezahlt.“

„Deine Frau hat dir erzählt, wer dich verpfiffen hat?“
„Aber sicher. Musste sie doch. Ich hab ja erstmal alles abgestritten. Die Nachbarin, zwei Häuser weiter, war es, diese Giftspritze. Na, die wird ihr Maul nun nicht mehr aufreißen!“
Er fixierte mich mit einem ekstatisch-irren Blick, der mir ein wenig Angst einflößte. Ich fühlte mich von Mal zu Mal unbehaglicher in seiner Gesellschaft.
„Hab dir doch gesagt, dass ich meine Connections habe. Also – ich habe meinem Verbindungsmann 5000 Baht gezahlt und er hat die Sache für mich erledigt.“
Er ließ ein verächtliches Lachen vom Stapel.
Ich glaubte ihm kein Wort. Vermutlich wollte er die Wahrheit nur zurechtbiegen, um wieder als Held dazustehen. Dennoch interessierte mich der Rest der Geschichte.
„Was hat er erledigt?“ fragte ich.
„Er hat diesem Miststück am Abend aufgelauert und ihr ratzfatz mit einem Chirurgenmesser die Nasenflügel aufgeschnitten – von hier bis hier!“
Er fuhr langsam mit dem Zeigefinger an den Seiten seiner Nase hoch.
„Die ist entstellt für ihr Leben! Wird sich überlegen, ob sie nochmal das Maul aufreißt.“

Mein Mund war trocken. Ich nahm noch einen Schluck und verabschiedete mich kurz darauf unter einem Vorwand.

Wie gesagt – ich hielt diese Geschichte für die Phantasterei eines Alkoholikers. Dass ich mich möglicherweise irrte, zeigte sich eine Woche später.
Es war Kaffee-Zeit und ich verspürte Lust auf Cappuccino und ein Croissant im „Au bon Pain“. Auf der Höhe des Marriot spähte ich nach einer Lücke im dichten Verkehr. Im selben Moment fuhr Phantom-Uwe auf der gegenüberliegenden Spur der Beach-Road an mir vorbei. Er trug eine verspiegelte Sonnenbrille und hatte mich nicht gesehen. Ich hingegen spürte bei seinem Anblick ein heftiges Ziehen in der Magengrube. Beinahe hätte ich ihn nicht erkannt, denn unter der Sonnenbrille war seine Nase mit einem absurd aus dem Gesicht ragenden weißen Mullverband mumienhaft verpflastert.

Ko Chang

Meine Freundin Nok hat mich überredet, mal nach Ko Chang zu fahren. Das ist eine Insel im Golf von Thailand, ungefähr fünf Stunden von Bangkok entfernt. Und dort sei es noch nicht so touristisch, meinte meine Nok.
Na, die Idee, dem hektischen Bangkok für ein paar Tage zu entfliehen, fand ich gar nicht so verkehrt. Wir also morgens um sieben per Minibus Richtung Trat – in diesem Kaff startet die Fähre. Die Überfahrt dauert dann nur 30 Minuten.

Nun bin ich hier auf der Elefanteninsel (Chang = Elefant) und ich muss sagen: So viel leiser ist das hier auch nicht. Vor allen Dingen ist alles teurer – die Hotels, das Essen, die Sammeltaxis, das Bier. Aber was soll´s. Hauptsache das Mädchen hat seinen Spaß. Gerade guckt sie ihre koreanische Seifenoper im Fernsehen – momentan der Hit in Thailand.
Und so hab ich etwas Zeit, mit meinem Kumpel Robert Bücker zu telefonieren. Der will nämlich auch über Weihnachten nach Ko Chang. Muss ihm nur noch beschreiben, wie er uns hier findet.

„Hi Robert!“
„Hallo Doc. Wie läuft´s auf der Insel?“
„Alles bestens. Gestern war ich mit Nok an einem Wasserfall. Die nehmen hier echt originelle Eintrittsgelder: Für mich waren 200 Baht fällig, für meine Nok nur 20 Baht, weil sie eine echte Thai ist. So läuft das hier.“
„Das ist ja Rassismus“, meint der Robert.

„Aber sonst ist die Insel paradiesisch. Also – wenn du mit dem Fährschiff ankommst, steigst du in ein Sammeltaxi und lässt dich bis zum Kai-Bae-Beach fahren. Dann gehst du an einer großen Baustelle vorbei, da wird nämlich gerade ein neues Hotel aus dem Boden gestampft, die veranstalten einen Höllenlärm mit ihren Motorsägen. Danach biegst du hinter den gefällten Palmen links ab an einer wilden Müllkippe, kannst du gar nicht verfehlen, da liegen haufenweise verrostete Waschmaschinen und ein paar LKW-Motoren zwischen den Gummibäumen. Gegenüber steht so ein riesiger Handy-Funkturm, und gleich dahinter ist unser Bungalow, herrlich im Grünen.“

So – ich hoffe, der Robert findet jetzt den Weg. Ich meine, ich hab dem das alles jetzt in rosigen Farben geschildert, aber so idyllisch wie im Reiseprospekt sieht es hier leider auch nicht mehr aus.

Manche Urlauber glauben ja alles, was man ihnen erzählt. Zum Beispiel mein Freund Jürgen aus Düsseldorf-Bilk. Vor ein paar Wochen liest er in der Zeitung von einer Insel im Südchinesischen Meer, wo die Frauen den Männern Geld für Sex bezahlen!
Er fängt also gleich an, seinen Koffer zu packen und freut sich auf einen Urlaub mit viel Spaß. Seine Frau guckt ihm beim Packen zu und fragt: „Wohin soll die Reise denn gehen?“

„Ich fliege auf eine Insel, da bezahlen die Frauen den Männern 25 Euro für den Geschlechtsverkehr.“
Sofort fängt seine Frau auch an, ihren Koffer zu packen.

„Wo willst du denn hin?“ fragt er.
„Ich komme mit. Ich will sehen, wie du mit 25 Euro im Monat auskommst.“

Ja, so sind die deutschen Frauen – gönnen  einem nicht das kleinste Vergnügen.

Jedenfalls – neidisch müsst ihr nicht auf mich sein. Ich sitze hier zwar auf einer Trauminsel, aber Weihnachten wäre ich doch lieber zu Hause. Die Thais haben nämlich schon längst von diesem Fest gehört, und obwohl sie Buddhisten sind, feiern sie kräftig mit. Am meisten mögen sie, dass man viele tolle Geschenke bekommt.
In jedem Kaufhaus und jedem Restaurant bedienen Thaimädchen in roten Nikolausmützen und dazu klimpert „Jingle Bells“ 24 Stunden aus allen Lautsprechern.

Dekadent!!
Dann lieber Weihnachtsmarkt in München. Ist irgendwie echter.

Schöne Grüße

Euer Tiao

Lustige Geschichten aus Thailand

Neues vom Pattaya-Reporter Tiao

Hallo liebe Block-Leser,

so, jetzt isses passiert. Das hab ich jetzt von meiner Bigamie. Aber was heißt hier Bigamie. Zwei Frauen gleichzeitig, oder?
Und genau das war es ja eigentlich nicht. Ich sag mal so: Meine Noi war doch im Issaan und von mir eigentlich schon abgehakt worden. Vergangenheit, schöne Erinnerung.
Und meine Neue, die Nom mit der Milchkaffeefarbenhaut, die konnte man ja so gesehen schon als Nachfolgerin durchgehen lassen, oder?
Aber was soll ich euch sagen?
Die Noi ist wieder aufgetaucht und pocht jetzt quasi auf alte Besitzstandsrechte.
Will heißen: Die will mich wieder zurück. Junge Junge, Thaifrauen können ganz schön zäh sein.

Und am Samstag letzter Woche kam es dann zu einem Desaster, als die Noi mich quasi inflagranti – oder präziser ausgedrückt: in der Nom erwischte.

Dabei hätte ich dämlicher Hund doch gewarnt sein müssen. Als ich nämlich am Freitag im TOP´s Supermarkt einkaufen ging, da hatte ich die Nom schon von weitem gesehen und mir bloß gedacht: Ach guck mal an, die Kleine ist auch wieder im Lande.
Dann bin ich an die Kühltheke rangegangen, um mir ein kühles Bier und ein gekühltes Brathuhn rauszugreifen.
Und während ich so unentschlossen vor dem Riesenwarenangebot stand, hatte ich die Nom schon wieder vergessen.

In Pattaya gibt es ja alle Weltsorten an Bier: Von Heinecken über Tiger bis zu Klostergebräu. Und dasselbe gilt für die Hühner-Auswahl.

"Welche Sorte Brathuhn darf es denn sein?“ fragte mich die nette thailändische Verkäuferin. „Ein holländisches, ein deutsches oder ein thailändisches?"
"Das ist mir ganz egal“, hab ich geantwortet. „Ich will es ja essen und nicht mit ihm reden!"

Hat die dumm geguckt. Na.
Und als ich dann nach dem Hühnerschmaus mit meiner Nom im Bett liege, klingelt es plötzlich an der Tür.
Aber höchste Alarmstufe!

Ich Blödmann mach auch noch auf, und wie eine Furie stürmt die Noi rein, brüllt und zetert, haut mir eine der am Boden liegenden leeren Bierflaschen über den Schädel und stürzt sich wie eine Catcherin auf die ahnungslose Nom.
Was folgte sah aus wie eine weibliche Version dieser Wrestling-Shows im TV, mit viel Geschrei, zerfetzten BHs und ausgerissenen schwarzen Haaren.

Ich musste bei allem Elend beinahe schon wieder grinsen, denn das sah ganz schön sexy aus, wie meine beiden Hyänen sich da auf dem Lotterbett an die Wäsche gingen.
Also machte ich mir in aller Ruhe ein Fläschchen Singha-Bier auf, setzte mich in meinen Korbsessel und guckte mir die geile Show an.
Irgendwann – nach zehn oder fünfzehn Minuten – ging den beiden Hübschen aber die Luft aus, und Noi registrierte, dass ich grinsend mit Bierschaum auf der Lippe dasaß - wie ein Spanner beim Pornogucken.

Und wie aus heiterem Himmel kippte die Stimmung gegen mich. Die Ladies fuhren wie zwei Hexen auf Koks von der Matratze hoch und schlugen mit allem auf mich ein, was sie zufällig in die Hände kriegten: Kleiderbügel, Bierflaschen, mein nagelneues Laptop....
Um es kurz zu machen: Das Ende vom Lied war, dass die beiden sich minutenlang in ruhigem Ton auf Thai unterhielten und zwischendurch bitterböse, giftige Blicke in meine Richtung abschossen.

Ich verstand nur „Schauschu“ (also Playboy) und hörte noch schlimmere thailändische Schimpfwörter heraus.
Danach umarmten sich die Ladies (!), verschwanden im Bad zum Schminken und um ihre zerfetzten Klamotten zu flicken und verließen dann Arm in Arm meine Wohnung!
Lesben!

Ich hab dem Robert Bücker dann am nächsten Abend in unserer Lieblings-Go-Go-Bar von diesem Debakel erzählt, und er meinte, ich hätte doch noch Glück gehabt.

„Mensch Horsti, jetzt bist du wieder Junggeselle. Ist doch prima hier in Pattaya.“

„Ja, du hast recht, Robert. Ist eben sehr schwierig, an diesem Ort der Verführung treu zu bleiben.“

„Yes. Und die Kerle, die hier eine Frau aus der Bar heiraten sind doch selber schuld“, meinte der Robert. „Weißt du übrigens, was ein Tornado und die Ehe mit einer thailändischen Barfrau gemeinsam haben?“

„Nee.“

„Beides fängt mit blasen an, und wenn alles vorbei ist, ist das Haus weg!“

Da ist was Wahres dran.

„Aber dass die beiden jetzt lesbisch geworden sind wegen dir, das glaub ich nicht“, sagte der Robert dann. „Da bild dir mal nichts ein. Das ist ganz normale Frauensolidarität. Aber jetzt mal im Ernst, Horsti. Du guckst so unglücklich. Dir geht es doch richtig gut im Vergleich mit anderen. Du bist wieder solo, frei, hast deine Rente. Vergleich das mal mit dem Heinz Butterbloom!“
„Wer ist das denn?“
„Der Heinz? Naja, der kam aus Österreich und der ist so arm, der rennt immer durch Pattaya mit hängendem Kpf, weil er auf der Straße nach Baht-Münzen sucht. Echt kein Witz. Und letzte Woche geht der Heinz in die Soi 6 und will mal wieder eine flotte Nummer schieben, hat aber nur noch 100 Baht zur Verfügung.
Fragt er die Mamasan:
"Sawadii kapp, ich würde gerne ein Mädchen mit nach oben nehmen, am liebsten die Nummer 4 da hinten. Ich hab aber nur 100 Baht dabei."

Darauf schnappt die Mamasan zurück:
"Für 100 Baht kannst du es dir draußen hinter der nächsten Kokospalme selbst machen."

Der Heinz geht und kommt 15 Minuten später wieder.

Fragt die Mamasan:
"Was willst Du denn schon wieder?"

Darauf der Heinz:
"Zahlen!"

„Apropos, ich hab eigentlich auch keine Lust, diese Nacht allein zu verbringen“, murmelte ich.

„Hier, guck dir mal die Nummer 17 an. Das müsste doch deine Kragenweite sein“, schlug der Robert vor.
Ich beobachtete die 17 eine Weile bei ihrer Schau an der Chromstange, aber es rührte sich nichts.

„Werde wohl doch allein mit meiner Singha-Bierflasche ins Bett gehen“, sagte ich.

Im selben Moment hüpfte die 17 von der Tanzfläche und nahm rotzfrech auf meinem Schoß Platz.

„You pay drink for me?“

„Wer kann solchen Augen widerstehen?“ meinte Robert, während er dem Mädchen lüstern ins Bikinioberteil glotzte.

Ich spendierte ihr einen Ladydrink und nahm sie dann doch noch mit in meine Bude – zum Fernsehgucken.
Immerhin: Die lange trostlose Junggesellenzeit war endlich beendet - nach 19 langen Stunden!

Da passt das schöne deutsche Sprichwort:

„Als Junggeselle ist der Mann ein Pfau, als Bräutigam ein Löwe und als Verheirateter ein Esel.“

Bis die Tage

Euer Tiao