Sonntag, 15. August 2010

Ko Chang

Meine Freundin Nok hat mich überredet, mal nach Ko Chang zu fahren. Das ist eine Insel im Golf von Thailand, ungefähr fünf Stunden von Bangkok entfernt. Und dort sei es noch nicht so touristisch, meinte meine Nok.
Na, die Idee, dem hektischen Bangkok für ein paar Tage zu entfliehen, fand ich gar nicht so verkehrt. Wir also morgens um sieben per Minibus Richtung Trat – in diesem Kaff startet die Fähre. Die Überfahrt dauert dann nur 30 Minuten.

Nun bin ich hier auf der Elefanteninsel (Chang = Elefant) und ich muss sagen: So viel leiser ist das hier auch nicht. Vor allen Dingen ist alles teurer – die Hotels, das Essen, die Sammeltaxis, das Bier. Aber was soll´s. Hauptsache das Mädchen hat seinen Spaß. Gerade guckt sie ihre koreanische Seifenoper im Fernsehen – momentan der Hit in Thailand.
Und so hab ich etwas Zeit, mit meinem Kumpel Robert Bücker zu telefonieren. Der will nämlich auch über Weihnachten nach Ko Chang. Muss ihm nur noch beschreiben, wie er uns hier findet.

„Hi Robert!“
„Hallo Doc. Wie läuft´s auf der Insel?“
„Alles bestens. Gestern war ich mit Nok an einem Wasserfall. Die nehmen hier echt originelle Eintrittsgelder: Für mich waren 200 Baht fällig, für meine Nok nur 20 Baht, weil sie eine echte Thai ist. So läuft das hier.“
„Das ist ja Rassismus“, meint der Robert.

„Aber sonst ist die Insel paradiesisch. Also – wenn du mit dem Fährschiff ankommst, steigst du in ein Sammeltaxi und lässt dich bis zum Kai-Bae-Beach fahren. Dann gehst du an einer großen Baustelle vorbei, da wird nämlich gerade ein neues Hotel aus dem Boden gestampft, die veranstalten einen Höllenlärm mit ihren Motorsägen. Danach biegst du hinter den gefällten Palmen links ab an einer wilden Müllkippe, kannst du gar nicht verfehlen, da liegen haufenweise verrostete Waschmaschinen und ein paar LKW-Motoren zwischen den Gummibäumen. Gegenüber steht so ein riesiger Handy-Funkturm, und gleich dahinter ist unser Bungalow, herrlich im Grünen.“

So – ich hoffe, der Robert findet jetzt den Weg. Ich meine, ich hab dem das alles jetzt in rosigen Farben geschildert, aber so idyllisch wie im Reiseprospekt sieht es hier leider auch nicht mehr aus.

Manche Urlauber glauben ja alles, was man ihnen erzählt. Zum Beispiel mein Freund Jürgen aus Düsseldorf-Bilk. Vor ein paar Wochen liest er in der Zeitung von einer Insel im Südchinesischen Meer, wo die Frauen den Männern Geld für Sex bezahlen!
Er fängt also gleich an, seinen Koffer zu packen und freut sich auf einen Urlaub mit viel Spaß. Seine Frau guckt ihm beim Packen zu und fragt: „Wohin soll die Reise denn gehen?“

„Ich fliege auf eine Insel, da bezahlen die Frauen den Männern 25 Euro für den Geschlechtsverkehr.“
Sofort fängt seine Frau auch an, ihren Koffer zu packen.

„Wo willst du denn hin?“ fragt er.
„Ich komme mit. Ich will sehen, wie du mit 25 Euro im Monat auskommst.“

Ja, so sind die deutschen Frauen – gönnen  einem nicht das kleinste Vergnügen.

Jedenfalls – neidisch müsst ihr nicht auf mich sein. Ich sitze hier zwar auf einer Trauminsel, aber Weihnachten wäre ich doch lieber zu Hause. Die Thais haben nämlich schon längst von diesem Fest gehört, und obwohl sie Buddhisten sind, feiern sie kräftig mit. Am meisten mögen sie, dass man viele tolle Geschenke bekommt.
In jedem Kaufhaus und jedem Restaurant bedienen Thaimädchen in roten Nikolausmützen und dazu klimpert „Jingle Bells“ 24 Stunden aus allen Lautsprechern.

Dekadent!!
Dann lieber Weihnachtsmarkt in München. Ist irgendwie echter.

Schöne Grüße

Euer Tiao

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